Das Fusion Worldwide-Greensheet ist unsere monatliche Übersicht über aktuelle Marktentwicklungen, den Zustand der Lieferketten sowie die Veränderungen von Angebot und Nachfrage, welche die Marktbedingungen für integrierte Schaltkreise, CPUs, Speichersysteme, GPUs und Netzwerktechnik beeinflussen.
Die IC-Hersteller verzeichnen einen Anstieg ihrer Lagerbestände, da die Nachfrage in einigen wichtigen Branchen nachlässt. Die Automobilbranche hingegen ist weiterhin mit Engpässen konfrontiert. Die Aktivität auf dem PC- und Servermarkt ist immer noch verhalten und wird sich möglicherweise erst gegen Ende des Jahres erholen. In der Zwischenzeit erlebt der Speichermarkt eine Wiederbelebung der Nachfrage, was einen intensiven Wettstreit um das vorhandene Angebot von Netzwerkprodukten zur Folge hat.
Erfahren Sie mehr über das aktuelle Geschehen in unserem vollständigen Marktbericht für den Monat Oktober 2023.
Die IC-Vorlaufzeiten liegen branchenabhängig bei durchschnittlich 28 bis 30 Wochen.
Die typische Lieferzeit für die meisten integrierten Schaltkreise beträgt zwischen 28 und 30 Wochen. Bei Bauteilen, die bei Lieferanten auf der "High-Runner"-Liste stehen, sind möglicherweise kürzere Fristen möglich. Dies ist allerdings eine Einzelfallentscheidung und hängt stark von der allgemeinen Nachfrage nach den entsprechenden Komponenten ab.
Zusätzlich führen diese verlängerten Lieferfristen nicht unbedingt zu niedrigeren Preisen, was hauptsächlich auf die herstellerseitigen Kostensteigerungen der letzten Jahre zurückzuführen ist.
Die meisten Hersteller konzentrieren sich aufgrund der höheren Gewinnspannen auf ihre Kunden aus der Automobilindustrie. In anderen Branchen, insbesondere im Bereich der Unterhaltungselektronik, ist die Nachfrage nach wie vor schwach. Folglich haben Teile mit geringeren Gewinnspannen in der Regel auch längere Lieferfristen – durchschnittlich 45 Wochen – und es kommt bei diesen darüber hinaus häufig zu zusätzlichen, außerplanmäßigen Verzögerungen bei der Auslieferung.
Unbeständige Nachfrage nach Bluetooth-Komponenten trifft Realtek unvorbereitet
Bestimmte Realtek-Komponenten für OTT- (Over-the-Top) und Controller-Anwendungen verzeichnen einen Auftragsanstieg, insbesondere von Kunden in Korea und Japan. Seit Ende des letzten Jahres konnten dort viele lokale Distributoren, die Überschüsse auf Lager hatten, ihre Bestände zu niedrigeren Preisen reduzieren. Inzwischen haben sich die Preise jedoch wieder auf ein normales Niveau eingependelt.
Die Nachfrage variiert zwar, konzentriert sich aber hauptsächlich auf die Realtek-Serien 8761BTV, 8762CKF, 8762CMF und 8762DK. Der Anstieg des Auftragsvolumens war fast doppelt so hoch wie prognostiziert, so dass sich die Lieferzeiten verlängern dürften. Bisher lagen diese bei 7 bis 12 Wochen.
Broadcom muss Überangebot verwalten, während STM mit Zuteilungsproblemen zu kämpfen hat
Broadcom erklärte noch im August, dass überschüssige Lagerbestände kein nennenswertes Problem darstellten, da das Unternehmen nach eigenen Angaben immer noch an die aktuellen Kundenbedarf angepasst produzieren würde. Die schlussendlich geringere Nachfrage von Abnehmern aus den Bereichen Industrietechnik, Elektromobilität und Photovoltaik führt nun allerdings zu einem Überangebot.
Künstliche Intelligenz (KI) ist nach wie vor die heißeste Branche und lässt die Preise für ausgewählte Broadcom-Serien weiter steigen. Flexible Schaltungen, die für verschiedene Anwendungen konfiguriert werden können, stehen dabei im Mittelpunkt des Interesses. Und unter diesen wiederum vor allem die PEX89104 und die PEX89144.
Die Nachfrage nach STMicroelectronics hingegen ist unverändert hoch und steigt sogar weiter an. Das Auftragsvolumen der VN-Serie von MPNs für die Automobilindustrie zeigt keine Anzeichen einer Abschwächung, im Gegenteil, es steigt kontinuierlich an.
Das verfügbare Angebot kann den Bedarf der Kunden in dieser Branche noch nicht decken, was zu Einschränkungen bei der Zuteilung von Motortreibern der Serien E-Lxxxx und Lxxxx führt. Die Lieferzeiten haben sich als Folge auf 34 Wochen ausgedehnt, weshalb die Handelspreise für diese Komponenten ebenfalls stark angestiegen sind.
Uneinheitliche PC-Nachfrage vor dem Hintergrund bevorstehender Produkteinführungen
Die Aktivitäten auf dem PC-Markt haben in letzter Zeit zugenommen, wobei sich die Nachfrage auf die Intel Comet Lake-Serie der 10. Generation konzentriert, insbesondere mit den Prozessoren i3 und i5.
Der Anstieg des Interesses ist das Ergebnis einer reduzierten Verfügbarkeit, da Intel seine Produktionskapazitäten verlagert, um seine neue CPU-Generation (den Raptor Lake Refresh) zu unterstützen. Diese ist sowohl für Privat- als auch Unternehmenskunden gedacht und soll im vierten Quartal auf den Markt kommen.
Im Gegensatz dazu wird die Marktaktivität für die 12. Generation (Alder Lake und Raptor Lake) immer noch als gering angesehen. Die Fabrikanten äußern sich deshalb bereits besorgt über ihre Lagerbestände, da diese die Nachfrage deutlich übersteigen.
Intel führt angesichts schwankender Nachfrage Bundle-Deals für autorisierte Vertriebspartner ein
Berichten zufolge erhalten autorisierte Vertragshändler Desktop-Bundles für bestimmte Intel-Serien. Für jede Bestellung von CPUs der 10. (Comet Lake) und 11. Generation (Rocket Lake) müssen die Händler eine Bestellung für CPUs der 12. Generation (Alder Lake) hinzufügen.
Am meisten nachgefragt werden die Comet Lake i3-10100, i5-10400 und i5-10500 der 10. Generation. Allerdings zögern die Kunden trotz des begrenzten Angebots, die hohen Preise für diese Komponenten zu zahlen. Abgesehen von den großen CPUs hat auch das Interesse an Intels Small-Core-CPUs zugenommen, insbesondere an der Gemini Lake Refresh J-Serie.
Die Marktpreise für die Tiger Lake Mobile CPU der 11. Generation sind rückläufig. Dieser Prozessor wurde im Juni aus dem Programm genommen, trotzdem haben sich Nachfrage und Verkäufe seither verlangsamt. Gegen Ende des Quartals wurden extra einige Lagerbestände freigegeben, es kam jedoch nur zu einer kurzfristigen Spotnachfrage.
Für das 4. Quartal wird außerhalb kurzfristiger Nachfrage-Hotspots ein schwacher Servermarkt erwartet
Die Nachfrage nach Server-CPUs ist im Allgemeinen immer noch verhalten und nach Einschätzung der Hersteller wird diese Situation noch mindestens bis zum Ende des vierten Quartals anhalten. Während die Aktivität auf dem freien Markt grundsätzlich schwach ist, gab es jedoch Bereiche mit einer punktuell erhöhten Nachfrage, da Käufer nach Möglichkeiten zur Kostensenkung suchen.
Die Beliebtheit der Milan- und Genoa-Serien von AMD ist ungebrochen. Unterdessen hat Intel Berichten zufolge ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei bestimmten MPNs mit mittlerer Kernzahl sowie bei Server- und Workstation-CPUs der Einstiegsklasse zu verzeichnen. Diese Engpässe betreffen vor allem den Saphire Rapids 64XX sowie den E-2378G und E-2388G. Die Lieferfristen für die meisten Bestellungen sind hier demzufolge nach wie vor nicht absehbar.
HDD-Lieferzeiten und SSD-Preise im Steigen begriffen, da sich der Speichermarkt weiter im Aufwind befindet
In den letzten Quartalen hatten verschiedene Hersteller, wie Seagate, Western Digital und Toshiba, ihre Festplattenproduktion gekürzt. Diese Kürzungen wirken sich bereits auf den Markt aus, da sich die Lieferzeiten je nach Hersteller um mindestens 2 bis 3 Wochen verlängert haben.
Die Bestände auf dem freien Markt, die bislang die attraktivsten Preise boten, sind aufgebraucht. Die Hersteller beobachten das Bestellverhalten ihrer Kunden deshalb genau, um zu verhindern, dass Überschussbestände das Marktangebot wieder auffüllen.
Die Nachfrage nach Festplatten ist zwar stagnierend, aber angesichts der Berichte über steigende Rohstoff- und Produktionskosten, die sich bereits im Juli auf die Produktion auswirkten, werden sich die Preise voraussichtlich trotzdem weiter erhöhen. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die Hersteller eine Ausweitung ihrer Kapazitäten planen, sobald die Nachfrage wieder nachhaltiger ist.
Händlerseitig wurde bereits mitgeteilt, dass Samsung die Bestellannahme für all seine SSD-Serien auf Eis gelegt hat. Dieser Schritt ist wahrscheinlich eine Vorbereitung auf eine Preiserhöhung von 5 bis 10 %. Die Nachfrage nach SSDs ist dennoch relativ gering, mit Ausnahme von denjenigen mit hoher Kapazität, die seit einiger Zeit dank Sektoren wie der künstlichen Intelligenz stärker gefragt sind.
Speicherhersteller verzögern Offerten und halten Auslieferungen bis auf Weiteres zurück
Spekulationen, wonach die Preise für Speichermodule steigen könnten, haben zu einem Anstieg der Nachfrage geführt. Berichten zufolge verzögern die Hersteller ihre Offerten und halten Auslieferungen bis auf Weiteres zurück, was die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Preisanpassung unterstreicht.
Während die Hersteller vor allem bei den Tier-1-Kunden eine verstärkte Aktivität feststellen, sind die Preise auf dem freien Markt bereits um 2 bis 3 % gestiegen. Zusätzlich zu den eskalierenden Kosten auf dem freien Markt haben die Hersteller außerdem übereinstimmend mitgeteilt, dass sie mehr Anfragen für sämtliche Speichereinheiten verzeichnen.
Nvidia kämpft mit erhöhter GPU-Nachfrage inmitten neuer Produktvorstellungen
Nvidia hat die neuesten drei RTX-GPUs für Workstations angekündigt, die auf der Ada Lovelace-Architektur basieren. Die drei neuen Produkte (die RTX 5000, RTX 4500 und RTX 4000 ADA) bieten das Beste in den Bereichen KI, Grafik und Echtzeit-Rendering.
Insgesamt ist die Nachfrage nach Grafikkarten für Privatkunden nach wie vor gering, vor allem im unteren und mittleren Preissegment. Das Angebot für High-End-Serien wie die RTX4090 bleibt allerdings begrenzt, vor allem aufgrund der unzureichenden Zuteilung von GPU-Chipsätzen und der steigenden Nachfrage nach der RTX4090 Blower- und Turbo-Serie.
Nvidia arbeitet aktiv daran, KI- und Firmenkunden davon abzuhalten, auf alternative Produkte auszuweichen. Bei anhaltenden Lieferengpässen könnten alternative Anbieter jedoch die einzige Option für die Kunden sein, trotz der Empfehlung von Nvidia, der Marke treu zu bleiben.
Die Nachfrage nach den GPUs der Tesla-Serie ist ebenfalls gestiegen, nachdem bekannt wurde, dass die Vereinigten Staaten ihre Sperrlisten um Länder im Nahen Osten erweitert haben. Die Ausweitung der Beschränkungen wird sich wahrscheinlich auf das Angebot auswirken und die Preise auf dem freien Markt in die Höhe treiben. Die Preisentwicklung zeigt bereits, dass die Kosten wöchentlich um 3 bis 5 % steigen.
Der Wettbewerb bei Netzwerkprodukten heizt sich auf, da die führenden Marken Schwierigkeiten haben, die Nachfrage zu befriedigen
Der Markt für Netzwerkprodukte zeigt keine Anzeichen einer Abkühlung, da KI und große Cloud-Service-Anbieter die Nachfrage nach optischen Kabeln, optischen Transceivern, Netzwerk-Switches und NIC-Karten ankurbeln.
Die Lieferung von High-End-Serien für Produkte wie 200GBE, 400GBE und 800GBE wurde durch den Anstieg der Bestellungen bereits erheblich beeinträchtigt. Die Lieferzeiten für bestimmte Produkte haben sich um bis zu 6 Monate verlängert, wobei die Fristen für die am meisten nachgefragten Produkte schon bis zu einem Jahr über dem Durchschnitt liegen.
Aufgrund der langen Lieferzeiten suchen die Abnehmer nach alternativen Marken mit ähnlichen Spezifikationen, um ihren Bedarf zu decken. Da das Angebot mindestens bis zum nächsten Quartal begrenzt bleiben wird, konkurrieren zahlreiche Anbieter darum, den dringenden Bedarf des Marktes zu decken.
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