Das Fusion-Worldwide-Greensheet ist unsere monatliche Übersicht über aktuelle Marktentwicklungen, den Zustand der Lieferketten und die Verhältnisse auf dem freien Markt. Im Folgenden finden Sie unseren Mai-Bericht für Halbleiter, Endgeräte und Hardware-Komponenten.
Insgesamt ist die Nachfrage in der Automobilbranche, in der Luft- und Raumfahrt sowie im Verteidigungssektor beträchtlich, wohingegen die Konsumgüterindustrie nur langsam vorankommt. Es sind allerdings auch in dieser erste Anzeichen einer Erholung auszumachen. Alle Details zu diesen Entwicklungen erhalten Sie im Folgenden in unserer ausführlichen Marktübersicht für den Monat Mai 2023.
Die angepassten Produktionsstrategien der Hersteller sind auf dem besten Weg, ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen
Aufgrund des bestehenden Überangebots und der mangelnden Nachfrage drosselten die Hersteller Ende letzten Jahres die Produktion. Dies geschah in der Hoffnung, den Druck auf die Lagerbestände zu verringern. Während diese Strategie in einigen Branchen zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage geführt hat, warten andere noch auf eine Besserung der Situation.
Kunden aus der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt sowie dem Verteidigungssektor kämpfen weiterhin um die Zuteilung von Bauteilen. Dagegen sind bei Konsumgütern wie Notebooks und Smartphones die Absatzzahlen unverändert niedrig.
Trotzdem zeigen die März-Umsatzzahlen der in Taiwan ansässigen ODMs wie Quanta Computer, Compal Electronics, Wistron und Inventec, dass die Nachfrage nach Notebooks besser war als ursprünglich prognostiziert. Hinsichtlich dieser Marktlage, werden die Hersteller ihre Strategien zur Drosselung der Produktion im zweiten Quartal 2023 aller Voraussicht nach zurückfahren, da sie auf eine fortgesetzte Erholung der Nachfrage setzen.
Die Elektrofahrzeugbranche setzt ihren globalen Aufschwung fort
Der Automobilmarkt wächst weiterhin robust. Das liegt vor allem daran, dass die Hersteller ihre Produktion erfolgreich umgestellt haben, um den Bedürfnissen der Kunden besser gerecht zu werden. Voraussichtlich wird es im Jahr 2024 zu einer Erholung des Halbleitermarktes kommen, in dem die Knappheit auf diesem nachlässt oder gar komplett endet.
Darüber hinaus hat die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen einen deutlichen Aufwärtstrend erfahren, da immer mehr Konsumenten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor abrücken. Zu den wichtigsten Komponenten, die von diesem Nachfrageanstieg betroffen sind, gehören MCUs. Diese sind in Kraftfahrzeugen bekanntlich für die Steuerung verschiedener Prozesse verantwortlich.
MCUs sind des Weiteren ein wesentlicher Bestandteil der EV-Ladetechnik. Einige Hersteller haben deshalb die Produktion von Mikrocontrollern auf Millionen pro Woche oder sogar pro Tag hochgefahren, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.
Das Wachstum der Automobilindustrie treibt den Markt für passive Komponenten an
Der Markt für passive Komponenten hat sich in den letzten Jahren zwar nur langsam, doch dank der Kunden aus der Automobilindustrie, stetig entwickelt. Die Automobilbranche gilt als einer der Hauptabnehmer von MLCCs.
Aufgrund der zunehmenden Marktaktivität überprüfen deren Hersteller derzeit die Konditionen. Die Prognosen deuten darauf hin, dass es im 2. Quartal zu einem Preisanstieg kommen wird, da Angebot und Nachfrage inzwischen in einem gesunden Gleichgewicht stehen.
Im Allgemeinen betragen die Lieferzeiten für MLCCs zwischen 8 und 10 Wochen. Für größere Gehäuseabmessungen wie die 1210 und 1216 sind sie etwas länger, etwa 16 bis 20 Wochen. Zusätzlich ist bei diesen das vorhandene Angebot für Bauteile in Automotive-Qualität Gegenstand von Zuteilungen. Insgesamt scheinen die MLCCs aus dem Hause TDK, insbesondere die CGA-Serie, die beliebtesten zu sein.
Überschüssige CPU-Bestände finden ihren Weg auf den freien Markt
Die überschüssigen CPU-Bestände sind auf den freien Markt gelangt. Dies verheißt Gutes für Kunden, die nach günstigen Angeboten suchen. Wird dieser doch hauptsächlich durch die Suche nach Möglichkeiten zur Kosteneinsparung geprägt.
Die Prognosen zahlreicher Hersteller deuten jedoch darauf hin, dass aufgrund der zyklischen Natur des Marktes die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte wieder ansteigen wird.
Die allgemeine Marktsituation zeigt bisher nur minimale Verbesserungen. Seit Mitte März haben die Bestellungen für Intels Server- und Ethernet-Chipsätze zwar zugenommen, die Nachfrage konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf die Server-Chipsätze C621 und C621A sowie die Ethernet-Chipsätze i211AT und i350-AM4.
Die Lagerbestände für den i210AT gehören mitunter zu den höchsten auf dem freien Markt, wobei die Käufer diese Verfügbarkeit aufgrund der fortgesetzt hohen Preise kaum ausnutzen.
Bei Intel und AMD sind die älteren Serien immer noch am beliebtesten
Die Nachfrage nach bestimmten Server-CPUs von Intel (Sapphire Rapids) und AMD (Genoa) ist im Steigen begriffen. Die zunehmende Verbreitung dieser Serien ist vor allem auf die KI-Branche zurückzuführen. Allerdings achten die Käufer in erster Linie auf den Preis, um Kosten zu sparen, anstatt darauf Versorgungslücken zu schließen.
Die Sonderangebote auf dem freien Markt sind allerdings begrenzt, bei den meisten handelt es sich um Direktkäufe mit durchschnittlichen Lieferzeiten von zwei bis vier Wochen. Da die Distributoren nicht versuchen, vorsorglich Pufferbestände anzulegen, ist das Angebot weiterhin höher als die Nachfrage.
Aufgrund der großen Nachfrage kommt es derzeit zu Lieferengpässen bei Ice Lake Server-CPUs. Die Modelle Platinum 8358, Gold 6342 und 6326 sowie Silver 4314 und 4310 gehören zu denen, bei denen die Verfügbarkeit knapp ist. Dieses Ungleichgewicht am Markt ist mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass Großkunden mit laufenden Projekten den Löwenanteil der Produktion verbrauchen.
Abgesehen von diesen Serien sind die Preise für die meisten Server-CPUs von Intel und AMD verhandelbar, sofern eine fixe Abnahmemenge zugesagt werden kann. Das Interesse an ChatGPT und anderen KI-Diensten könnte den Markt jedoch weiter unter Druck setzen. Bleibt die Nachfrage in diesem Bereich unverändert stark, dürften sich die Preise und Lieferzeiten noch ändern. Selbstverständlich nicht zum Vorteil der Käufer.
Die Preise sowohl für Desktop- als auch mobile CPUs setzen ihren Abwärtstrend fort
Aufgrund der vergleichsweise schwachen Nachfrage ist die Aktivität auf dem freien Markt seit Mitte März minimal. Interesse besteht vor allem an Intels Alder-Lake-CPUs der 12. Generation. Deren Einkaufspreise sind trotzdem gesunken, da die Käufer wissen, dass der Markt ruhig und das Angebot stabil ist.
Die früheren Versionen der Tiger Lake CPUs für Mobilgeräte (11. Generation) - und hier wiederum vor allem die i5-Serie - haben im Vergleich zum März einen Preisrückgang von fünf bis sechs Prozent verzeichnet.
Trotz der transparenten Preispolitik und der geringeren Margen für Desktop- und mobile CPUs sind viele Hersteller nicht bereit, Verluste durch höhere Lagerbestände oder zusätzliche Kostensenkungen hinzunehmen. Darüber hinaus konzentrieren sich die Distributoren auf ein schlankes Bestandsmanagement. Diejenigen, die Back-to-Back-Support bevorzugen, haben Schwierigkeiten, Anbieter zu finden, die bereit sind, auf ihre Wünsche einzugehen.
Ein reichhaltiges Angebot trifft auf eine schwache Nachfrage und sorgt so für einen verhaltenen SSD- und HDD-Markt
Die Nachfrage auf dem Speichermarkt ist sowohl bei SSDs als auch bei HDDs weiterhin rückläufig. Insbesondere das SSD-Angebot ist über alle Marken hinweg äußerst beständig. Die Vertriebshändler zögern deshalb, sich mit großen Mengen einzudecken. Sie ziehen hauptsächlich dann vermehrt Teile von den Herstellern ab, wenn punktuell ein größerer Bedarf auf Kundenseite besteht.
Zwar haben Unternehmen wie Marvell und Seagate seit Ende letzten Jahres stetig Produktions- und Personalkürzungen vorgenommen, um dem Angebotsüberhang entgegenzuwirken. Dabei handelt es sich jedoch um langfristige Strategien, die erst in einigen Monaten ihre volle Wirkung entfalten dürften.
Interessanterweise hat SK Hynix kürzlich erklärt, dass das Unternehmen keine weiteren Kürzungen vornehmen wird. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Prognosen über eine Erholung der Branche in der zweiten Jahreshälfte bewahrheiten könnten.
Was die EOL-Nachrichten betrifft, so hat Intel die letzte Bestellung für die SSD-Serien S4510 und S4610 ausgeliefert. Obwohl dies normalerweise zu einem Preisanstieg führen sollte, ist das diesmal nicht der Fall. Das liegt daran, dass die meisten Kunden bereits alternative Serien eingeführt haben.
Solidigm - das Unternehmen, welches Intels SSD-Geschäft übernommen hat - bietet fortgesetzten Support für die eingestellten Serien an. Die Resonanz auf diesen hält sich allerdings in Grenzen. Falls dieser Trend anhält, werden die Marktpreise aller Voraussicht nach noch weiter sinken. Insbesondere für die S4510.
DDR5-Knappheit hält an, Preisschwankungen bei Samsung und SK Hynix
Hochleistungsmodule sind aufgrund der langen Lieferzeiten und des Preisanstiegs auf dem freien Markt weiterhin knapp. Die Nachfrage nach DDR5-Modulen nimmt sukzessive zu und konzentriert sich dabei vor allem auf die 128-GB-Modelle. Bei diesen handelt es sich um die bevorzugte Kapazität für KI-Server.
Obwohl das Nachfragevolumen hier in der Regel gering ist, gibt es dennoch einige Bedenken hinsichtlich der DDR5-Versorgung. Das liegt an den begrenzten Produktionsmengen, die kaum Spielraum für Nachfragesteigerungen zulassen.
Dieser Engpass könnte sich bis ins Jahr 2024 fortsetzen, da die Kunden offenbar nach und nach geschlossen von DDR4 auf DDR5 umsteigen. Diese Umstellung ist auf die verbesserte Leistung von DDR5, die Fähigkeit, höhere Kapazitäten zu unterstützen, und die größere Energieeffizienz zurückzuführen.
Trotz der Verknappung von DDR5-Speichern kündigte Samsung am 7. April eine weitere Produktionskürzung an, nachdem der Betriebsgewinn im ersten Quartal um 95,8 % eingebrochen war. Diese Ankündigung, in Kombination mit der Einleitung einer Untersuchung von Micron Technology durch die chinesische Regierung, haben auf dem Speichermarkt gemischte Reaktionen hervorgerufen.
Der Preisverfall bei den Modellen von Samsung und SK Hynix hat sich seitdem verlangsamt. Die Händler hoffen anscheinend, dass dies ein Zeichen für eine dringend benötigte Belebung der Nachfrage darstellt.
KI sorgt für einen Auftragsboom bei GPUs, Switches und Netzwerkkarten
Die Nachfrage nach NVIDIA-Grafikprozessoren steigt weiterhin stark an, wobei die Tesla- und Quadro-Serien besonders gefragt sind. Dass diese die begehrtesten Modelle am Markt sind, ist auf die hohe Tesla-Rechenleistung und die zahlreichen professionellen Quadro-Grafikanwendungen zurückzuführen.
Das gestiegene Interesse hat die Kosten für beide Baureihen um mindestens fünf bis sieben Prozent in die Höhe schnellen lassen. Die Preise für die Tesla A100 und H100 sind am stärksten gestiegen, was in erster Linie auf KI-Dienste wie ChatGPT zurückzuführen ist. Bei diesen werden die Komponenten beim Deep Learning, der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP) und komplexen Bilderkennungsalgorithmen (Computer Vision) eingesetzt.
Sowohl der A100 als auch der H100 waren von den Exportkontrollen betroffen, welche die Vereinigten Staaten im letzten Jahr für den Verkauf von Chip-Technologie nach China verhängt hatten. Als Ausweichlösung hat NVIDIA alternative Produktversionen mit reduziertem Funktionsumfang entwickelt.
Bei den Quadro-Serien A5000 und A6000 haben sich zudem nicht nur die Preise erhöht. Die Lieferzeiten sind nun ebenfalls länger und betragen zwischenzeitlich acht bis zehn Wochen.
Auch Switches und Netzwerkkarten bekommen die Popularität der künstlichen Intelligenz in Form von steigender Nachfrage zu spüren. Als Reaktion haben die Händler die Sonderpreise für die meisten Produktlinien von Mellanox aufgehoben. Infolgedessen sind nicht nur deren Preise um 15 % gestiegen, auch die Standardvorlaufzeiten für Bestellungen haben sich auf mindestens acht bis zehn Wochen verlängert.
Intel steigt aus dem Server-Geschäft aus
Im Rahmen der laufenden Strategieanpassung hat Intel seine Data Center Solutions Group (DSG) durch den Verkauf seines Servergeschäfts an MiTAC aufgelöst. Im Laufe des letzten Jahres wurden im Rahmen der Neuausrichtung des Unternehmens bereits mehrere Geschäftsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, eingestellt bzw. verkauft. Bekannte Beispiele sind Optane Memory und die SSD-Sparte. Bis auf Weiteres bleibt Intels Standardlieferzeit für Server jedoch noch unverändert und entspricht dem "Business as usual".