Feuer in Wuxi: Infineon und Vishay spüren die Nachwirkungen
Wie im Februar Greensheet von Fusion Worldwide bereits berichtet, hat der Brand in einer Galvanisierungsanlage in Wuxi (China) deutliche Auswirkungen auf die Produktion von Infineon und Vishay.
Es wurde inzwischen bestätigt, dass das Feuer in erster Linie Transistoren sowie High-Side- und Low-Side-MOSFETs (Metalloxid-Halbleiter-Feldeffekttransistoren) und Schalter betroffen hatte.
Infolgedessen haben Vertriebspartner und Endabnehmer bereits damit angefangen, ihre Lagerbestände aufzustocken. Dies geschieht in der Erwartung, dass die beiden Hersteller ihren Lieferverpflichtungen nicht wie geplant nachkommen können.
Durch den Brand in Wuxi wurden des Weiteren die Beschränkungen für autorisierte Vertriebspartner, die Bauteile von Infineon und Vishay verkaufen, merkbar verschärft.
Diese Einschränkungen werden so lange aufrechterhalten, bis die Hersteller das Ungleichgewicht in der Lieferkette beseitigt haben. Etwas, was aller Voraussicht nach mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen wird.
Da die SQ-Produktion von Vishay eher geringfügig betroffen war, werden die Auswirkungen auf den Markt auch weniger stark zu spüren sein. Die MOSFET-Herstellung wurde hingegen ungleich stärker in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere die SLxxx- und SUxxx-Baureihen.
Der Markt wird die Folgen dieser Produktionsunterbrechung deshalb noch bis weit in den April hinein spüren. Da die Lagerbestände der Hersteller jedoch bereits jetzt knapp sind, können künftige Lieferfristen nicht realistisch eingeschätzt werden.
Anzeichen für eine Verbesserung der Lieferzeiten von Analog Devices
Laut einer kürzlich ausgesandten Pressemitteilung sollen sich die Produktvorlaufzeiten von Analog Devices im Jahr 2023 verbessern. Für die Hälfte des Portfolios des Unternehmens liegen die Lieferzeiten aktuell bereits bei unter 13 Wochen.
Diese Erholung ist zumindest teilweise auf strategische Produktionskürzungen zurückzuführen. Diese erfolgen vor allem bei Produkten aus dem Sortiment von Linear Technology, welche eine geringe Nachfrage aufweisen. Hierunter fällt beispielsweise die AD7/8xxx-Serie.
Im jüngsten Quartalsbericht des Unternehmens stellte Analog Devices klar, dass sich seine Taktik zur Bewältigung der Lieferengpässe einerseits auf die Steigerung der internen Produktion stützt. Sowie andererseits auf die enge Zusammenarbeit mit Partnern aus der Chipproduktion.
Bis Oktober dieses Jahres sollen dadurch 95 % der gesamten Produktpalette von Analog Devices - d. h. über 75 000 Einzelteile - Lieferzeiten von 13 Wochen oder weniger aufweisen.
Microchip erhöht seine Preise um 5%
Im vergangenen Quartal hatte Microchip berichtet, dass sich Rohstoffengpässe negativ auf die Produktionsleistung auswirkten und sich die Lieferzeiten dadurch immer weiter verlängerten. Bestimmte Produkte, wie z.B. EEPROM-Bauteile, wiesen zeitweise Lieferzeiten von über 50 Wochen auf.
Zum Jahreswechsel verschlechterte sich die Lage derart, dass Microchip nur noch NCNR-Bestellungen (nicht stornierbar / nicht retournierbar) annahm. Dies betraf insbesondere die Serien ATMEL SAM und ATMEGA.
Zusätzlich litt Microchip unter einer punktuell zu geringen Nachfrage, da die Abnehmer die Liefertermine für gängige Bauteile hinausschoben. Die durch diese Verzögerungen entstandenen Einnahmeverluste in Verbindung mit den steigenden Rohstoffkosten haben nun dazu geführt, dass Microchip die Preise für seine Produkte um etwa 5 % erhöht.
Eine offizielle Mitteilung steht noch aus, sodass unklar ist, ob dies nur Produktlinien mit hoher Nachfrage und überlangen Lieferzeiten betrifft. Oder ob die Erhöhung für das gesamte Portfolio des Unternehmens gilt.
STMicro kämpft weiterhin mit der Bereitstellung von Bauteilen für die Automobilindustrie
Der Absatzmarkt für STMicro-Bauteile erholt sich langsam, wodurch die Händler mehr Spielraum für Preisverhandlungen sehen. Die andauernden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die gestiegene Nachfrage nach Elektronik sowie die wiederholten Unterbrechungen der Lieferketten führen jedoch zu einer anhaltenden Verknappung von Automobilteilen.
Ein weiterer Faktor ist die hohe Komplexität der Lieferketten in der Automobilindustrie, die eine Vielzahl von Zulieferern umfassen und es der Branche erschweren, in Zeiten von Störungen flexibel gegenzusteuern.
Infolgedessen wenden sich die Kunden zunehmend dem freien Markt zu, um sich zu versorgen. Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Industriezweigen um dieselben Bauteile ist allerdings hart. Folglich haben sich die Lieferzeiten für besonders gefragte Elemente inzwischen bis in die zweite Hälfte des Jahres 2024 ausgedehnt.
Die Lieferzeiten für die folgenden Bauteile haben sich weiterhin nicht gebessert:
Diese finden Anwendung in der Automobilindustrie, der industriellen und medizinischen Elektronik sowie in Geräten für das Internet der Dinge. Die Vorlaufzeiten liegen hier zwischen 40 und 52 Wochen.
Am oberen Ende dieses Spektrums befindet sich die F4-Serie, aber auch die VNSxxx- und L9XXX-Serien sind weiterhin sehr gefragt und dementsprechend kaum verfügbar.
Die Nachfrage auf dem SSD-Markt ist unverändert schwach, zeigt aber Anzeichen einer Erholung für die zweite Jahreshälfte
Es wird prognostiziert, dass die Preise für SSD-Festplatten, den im Oktober 2021 begonnenen freien Fall, fortsetzen werden. Dies trifft insbesondere für Enterprise-SSD zu.
Der Grund hierfür liegt darin, dass die Preise auf dem freien Markt immer noch deutlich unter den Beschaffungskosten liegen.
Darüber hinaus haben die Endabnehmer einen großen Teil ihres Überangebots auf den Markt gebracht, was die Preise weiter drücken wird.
Insgesamt ist die Nachfrage nach HDD-Festplatten unverändert gering, mit einigen Lichtblicken bei großen Kapazitäten wie 16 und 18 TB. Im Vergleich zu den 20- und 22-TB-Modellen ist das Angebot hier ausreichend, und die Preise sind dementsprechend attraktiv.
Allerdings haben die Kunden gezögert, auf die neuen SSD-Serien umzusteigen, so dass sich der Übergang langsamer vollzieht als erwartet. Dieses Zögern rührt von vollen Lagern her, die voraussichtlich erst gegen Ende des zweiten Quartals 2023 geleert sein werden. Bis diese Lagerbestände reduziert sind, wird die Nachfrage weiterhin stagnieren.
Die Nachfrage war in den letzten Quartalen außerdem schwach, weil die Lagerverwalter versucht hatten, Überbestände zu vermeiden. Dies ist zwar eine vernünftige Strategie, die jedoch unter den derzeitigen Marktbedingungen nur schwer aufrechtzuerhalten ist.
Die Lieferzeiten haben sich zwischenzeitlich drastisch verkürzt, sodass es den Käufern an Dringlichkeit mangelt. Die Lieferfristen betragen aktuell zwei Wochen.
Die Anbieter sind jedoch optimistisch, dass sich der Speichermarkt in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 erholen wird. Diese optimistische Prognose beruht darauf, dass die insgesamt ausgelieferte Speicherkapazität schon im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 gestiegen war. Diese Dynamik wird sich 2023 fortsetzen, da der Umfang der Daten, die in verschiedenen Branchen erzeugt und gespeichert werden, weiter im Zunehmen begriffen ist.
Bestehende Überangebote drängen auf den freien Markt für Speichermodule
Das Überangebot, insbesondere bei 32- und 64-GB-RDIMM, hat zur Folge, dass immer mehr Speichermodule auf den freien Markt gelangen. Dies bringt die ohnehin schon sehr niedrigen Preise noch weiter unter Druck.
Die Hersteller tun derweil ihr Bestes, um einen weiteren Preisverfall zu vermeiden. So haben sie beispielsweise die Händler angewiesen, die Bewilligung von Sonderkonditionen für Käufer einzuschränken.
In den letzten Monaten hat eine weltweite Verknappung das Angebot und die Nachfrage nach 128GB-RDIMM-3200-Festplatten bestimmt. Dies ist in erster Linie die Folge schlechter Prognosen.
In der Vergangenheit war die Nachfrage nach dieser Speicherdichte minimal, sodass der plötzliche Steigerung des Kundeninteresses in den vorangegangenen Quartalen einen stetigen Preisanstieg zur Folge hatte.
Die Preise liegen derzeit bis zu 20 % über den offiziellen Empfehlungen der Hersteller und könnten weiter steigen, falls sich die Situation nicht verbessert.
KI-Dienste beeinflussen die Nachfrage nach Grafikprozessoren
Angesichts der Aufmerksamkeit, die KI-Dienste wie ChatGPT und BARD derzeit auf sich ziehen, fragen sich die Anbieter von Hochleistungs-GPUs, welche Auswirkungen dies auf die Marktsituation haben wird.
Prognosen gehen davon aus, dass der GPU-Markt in diesem Jahr um mindestens 15 % wachsen könnte, vorausgesetzt, die Nachfrage bleibt stabil.
Nvidia wird von dieser Entwicklung am meisten profitieren, da seine Ampere-A100- und Hopper-H100-Architektur zu den leistungsstärksten GPUs auf dem Markt gehören. Infolgedessen hat der Aktienkurs des Unternehmens bereits deutlich zugelegt.
Falls das Geschäft mit KI-Grafikprozessoren sich so weiterentwickelt wie vorausgesagt, dann könnten die Hersteller der Produktion und Lieferung für Kunden aus diesem Sektor Vorrang vor Gaming-Kunden einräumen. Dies könnte wiederum zu zusätzlichen Lieferproblemen auf dem bereits angespannten Markt für Consumer-Grafikkarten führen.
Unsichere Versorgungslage bei hochwertigen Ventilatoren sowie verlängerte Lieferzeiten bei Raspberry Pi
Die Versorgung mit hochwertigen Ventilatoren verschlechtert sich, weshalb immer mehr Kunden sich zur Deckung ihres Bedarfs an den freien Markt wenden. Die Hauptursache für diesen Engpass ist die eingeschränkte Versorgung in der Leiterplattenmontage (PCBA).
Die dort benötigten Rohstoffe sind auch für die Herstellung von Elektrofahrzeugen von entscheidender Bedeutung, wodurch mehrere Branchen um das vorhandene Angebot konkurrieren. Dies erschwert die Zuteilung naturgemäß.
Der aktuell bereits bestehende Lieferrückstand in Kombination mit der fortgesetzten Materialknappheit hat dazu geführt, dass sich die Lieferzeiten zwischenzeitlich auf 58 bis 78 Wochen belaufen.
Seit Januar hat Raspberry Pi mit Engpässen zu kämpfen, was zur Folge hat, dass die Versorgungslage derzeit unübersichtlich ist. Es besteht bereits ein erheblicher Rückstand an unerfüllten Bestellungen, sodass die Anbieter keine festen Liefertermine nennen können.
Auf dem freien Markt sind noch Exemplare zu erhalten, welche jedoch mit dem Drei- bis Fünffachen des Direktpreises zu Buche schlagen.
Die Beliebtheit des Raspberry Pi ist zum Teil auf seine niedrigen Anschaffungskosten zurückzuführen. Aufgrund der knappen Versorgungslage liegen die Preise auf dem freien Markt derzeit aber um 50 % bis 200 % höher als diejenigen der offiziellen Vertragshändler.
Das ist auch der Hauptgrund, warum die Kunden trotz der unklaren Versorgungssituation noch zögern, sich auf dem freien Markt zu versorgen.
Nachfrageerholung auf dem CPU-Markt nach einem Rekordtief im 4. Quartal 2022
Die CPU-Verkäufe erreichten im 4. Quartal 2022 ein Rekordtief, da die Absatzzahlen von Laptops und Desktops deutlich zurückgegangen waren.
Diese Situation betraf vor allem den PC-Sektor von Intel und AMD. Beide Unternehmen ergriffen deshalb aktiv Maßnahmen, um die Turbulenzen zu bewältigen.
Die primäre Strategie ist die Drosselung der CPU-Produktion, was von den CEOs beider Unternehmen auch seit Beginn dieser Unternehmenspolitik so transparent kommuniziert wurde. AMD erklärte außerdem, dass diese Strategie im ersten Quartal weniger zum Einsatz kommen wird, da sich die Nachfrage bereits verbessert habe.
In den letzten Monaten hat sich das Blatt vor allem deshalb gewendet, da die Aktivität auf dem CPU-Markt zugenommen hat. Diese Tendenz ist darauf zurückzuführen, dass die Kunden endlich die hohen Lagerbestände aus dem vorangegangenen Quartal abarbeiten können.
Bis zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres sollten die Lagerbestände der Endabnehmer abgebaut sein, was in weiterer Folge ebenso zu einer Erholung der Nachfrage führen sollte.
Intel nutzt EOL-Ankündigungen, um seine Kunden zum Umstieg auf die neuesten Serien zu bewegen
Die Nachfrage nach Intels neuesten Serien Alder Lake (12. Generation) und Raptor Lake (13. Generation) war bisher gering, sodass Intel nun EOL-Ankündigungen nutzt, um das Bestellvolumen zu erhöhen.
Diese Strategie wird sich vor allem auf die Rocket-Lake-Desktop-CPU der 11. Generation auswirken, gefolgt von der endgültigen Einstellung der Chipsätze der 400er- und 500er-Serie.
Die Ankündigung des Auslaufens der Chipsätze zwingt die Kunden, die noch die älteren Generationen verwenden, indirekt zum Umstieg auf neuere Produkte.
Darüber hinaus werden auch diejenigen, welche die 10. Generation der Comet-Lake-Desktop-CPU verwenden, auf die neueste Technologie umsteigen, da sie eine EOL-Mitteilung für diese in Bälde erwarten.
Im Einklang mit der EOL-Bekanntmachung ist die Nachfrage nach den betroffenen Chipsätzen gestiegen. Insbesondere nach denen der 500er-Serie, wie dem H510-Chipsatz.
Die Ankündigung hat folglich dazu geführt, dass diese Teile knapp geworden sind und die Aktivität auf dem freien Markt für die Alder-Lake- und Notebook-CPUs der 12. Generation zugenommen hat.
Darüber hinaus passt Intel die Preise für PC-Kunden an, indem es die Sonderpreise für die 10. Generation (Comet Lake) aufhebt und die Kosten für die 12. Generation (Alder Lake) um 20 % senkt. Diese Preisanpassung ist Teil der Strategie, die Kunden zu ermutigen, sich den neueren Produktserien zuzuwenden.
Käufer von Server-CPUs suchen auf dem freien Markt nach Möglichkeiten zur Kosteneinsparung
Die Zahl der Anfragen und Abschlüsse auf dem freien Markt für Server-CPUs steigt im Vergleich zu Desktop- und mobilen CPUs. Die meiste Aktivität konzentriert sich dabei auf Intels Ice Lake, Cascade Lake Refresh und Cascade Lake.
Diese Entwicklung könnte darauf zurückzuführen sein, dass Intel die Sonderpreise für die älteren Serien abgeschafft hat und die Kunden demzufolge auf dem freien Markt nach Einsparmöglichkeiten suchen.
Darüber hinaus hat Intel die vierte Generation der Xeon Sapphire Rapids CPU auf den Markt gebracht und gleichzeitig das Angebot für die älteren Generationen allmählich zurückgefahren. Das führt nun dazu, dass einige Kunden ihren Bedarf anderweitig decken müssen.
Die Nachfrage nach Intels Sapphire Rapids und AMDs Genoa war bisher minimal, wird aber steigen, sobald mehr Kunden auf diese Systeme umsteigen.