Ressourcen für die globalen Elektronikkomponenten-Lieferketten

The Greensheet: Juli 2024

Geschrieben von Fusion Worldwide | Jul 10, 2024 6:19:17 PM

 

 

Das „Greensheet“ ist der monatliche Marktbericht von Fusion Worldwide. Er informiert über die wichtigsten Entwicklungen in den Lieferketten für ICs, CPUs und Hardwareprodukte. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse aus unserem jüngsten Bericht: 

  • Micron baut seine HBM-Kapazitäten aus, da die Produktion für 2024 bereits ausverkauft ist.
  • Der Markt für HDDs erlebt dank der Nachfrage aus dem KI-Sektor einen Aufschwung. Dies führtt zu Lieferengpässen geführt.
  • Der Markt für CPUs lässt leicht nach, da die Nachfrage weiterhin schwach ist und Kunden hauptsächlich Kosteneinsparungen im Blick haben.
  • Die Hersteller und Händler von ICs erhöhen ihre Preise, da die Prognosen darauf hindeuten, dass sich die Erholung bis zum Ende des Jahres verzögern könnte. 

Die Lieferkette steht aufgrund der steigenden Nachfrage aus dem KI-Bereich und logistischer Herausforderungen unter Druck. Die Preise für Datenspeicher, insbesondere für DRAM und NAND, werden bis 2025 aufgrund der knappen Verfügbarkeit und der hohen Nachfrage für KI-Server steigen. Bei HDDs kommt es zu Lieferengpässen, und es wird erwartet, dass die Preise für Festplatten mit hoher Speicherkapazität steigen werden. Auch bei CPUs und ICs sind Schwankungen zu verzeichnen, wobei ein Überangebot und längere Lieferzeiten den Markt stören. 

Erfahren Sie mehr über das Marktgeschehen im vollständigen Bericht.   

 

 

Speciherprodukte 

Preise für DRAM und NAND steigen bis Jahresende und darüber hinaus bis 2025  

Die Nachfrage nach KI-Servern treibt das schnelle Wachstum von HBM-, DDR5- und SSD-Speichern für Rechenzentren an, was zu einer geringeren Verfügbarkeit von DRAM und NAND führt. Infolgedessen werden die Preise für alle Speicherprodukte wahrscheinlich weiter steigen. 

Wenn das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage anhält, werden die Preise für DRAM und NAND auch im weiteren Verlauf des Jahres deutlich steigen und die Produkte nur begrenzt verfügbar sein. Diese Entwicklung führt zu besseren Gewinnaussichten für die Hersteller. Erste Prognosen für 2025 deuten darauf hin, dass sich die Rentabilität weiter verbessern und möglicherweise Rekordumsätze erreicht werden können, wenn die Nachfrage weiterhin das Angebot übersteigt. 

 

Micron erweitert seine Produktionskapazitäten, da die 2024er Produktion ausverkauft ist 

Micron hat seine HBM-Produktion im Jahr 2024 offiziell ausverkauft, und die Verfügbarkeit für 2025 ist begrenzt. Aufgrund der starken Nachfrage plant das Unternehmen, die HBM-Produktionskapazitäten in seinem Werk in Taiwan zu erweitern. Diese Strategie kann zu einer Reduzierung der Kapazitäten für andere Produkte führen und sich auf DDR5, DDR4 und DDR3 auswirken.  

HBM3E, die neueste HBM-Version, verbraucht im Vergleich zu DDR5 etwa das Dreifache an Wafern, um die gleiche Anzahl von Bits zu produzieren. Durch die Verschiebung von HBM3E zu HBM4 wird die Nachfrage aufgrund der verbesserten Leistung von HBM4 steigen. Die zusätzliche Komplexität des HBM4-Packaging erfordert mehr Support, was den Markt zusätzlich stören könnte. 

Micron erklärte, dass die DDR3-Produktion auf industrielle Anwendungen beschränkt sein wird. Außerdem werden schwerpunktmäßig DDR5 statt DDR4 produziert, da die Abnehmer zunehmend auf DDR5 umsteigen. Diese Änderungen in der Fertigung werden wahrscheinlich zu höheren Preisen führen, wobei erste Indikatoren darauf hindeuten, dass die Preise für RDIMMs im nächsten Quartal um fünf bis acht Prozent steigen könnten.  

Einkäufer für Rechenzentren und Server müssen sich auf die Auswirkungen dieser Preisanpassungen und der begrenzten Verfügbarkeit einstellen, da DDR4 RDIMM in diesen Branchen sehr beliebt ist. Darüber hinaus werden auch die Handy- und Automobilbranchen, sowie die Industrie, die auf Speicher von Micron angewiesen sind, in ähnlicher Weise betroffen sein.  

 

Hardware 

Steigende Nachfrage und Lieferengpässe beeinflussen den Markt für HDD 

HDDs haben sich als die kostengünstigste und effizienteste Option für die aktuellen Projekte mit KI erwiesen, da der Bedarf an Data Centre Libraries parallel zur Verbreitung von KI gestiegen ist. Kunden aus dem KI-Sektor fragen folglich vermehrt HDDs nach, da sie diese für Datenspeicheranwendungen einsetzen.  

Dieser Trend hat zu einer geringeren Verfügbarkeit geführt, und die Händler haben mitgeteilt, dass sich diese wahrscheinlich nicht verbessern wird, da die Belieferung nur unzureichend ist und die Lieferrückstände stetig größer werden. Die Preise werden in den kommenden Quartalen um mindestens drei bis fünf Prozent steigen, wobei High-Capacity Enterprise HDDs wahrscheinlich den größten Anstieg verzeichnen werden.  

 

Mögliche Einsparungen bei den SSD-Preisen locken Kunden auf den freien Markt 

Eine stabilere Verfügbarkeit der gängigsten Serien hat im vergangenen Monat zu einer geringeren Aktivität auf dem Markt für SSD geführt. Allerdings gibt es nach wie vor Probleme bei der Belieferung mit Laufwerken höherer Kapazität von 15 TB und mehr sowie bei Nischenprodukten wie den M.2- und E1.s-Serien. 

Abnehmer sind sehr preissensibel und suchen ständig nach den günstigsten Preisen für Mainstream-Serien. Trotzdem wird erwartet, dass die Hersteller im kommenden Quartal die Preise um 10 bis 15 % anheben werden, was die Nachfrage noch unberechenbarer machen könnte.  

 

Schwankende Nachfrage nach GPUs aufgrund der Ankündigung von neuen Produkten und Preisanpassungen 

Auf dem Markt für GPUs war in letzter Zeit ein leichter Nachfragerückgang zu verzeichnen, vor allem bei Gaming- und Workstation-Serien, da sich die Verfügbarkeit und die Lieferzeiten verbessert haben. Die Nachfrage nach KI-GPUs wie der A100 und der H100 von Nvidia ist jedoch nach wie vor robust, wobei die begrenzte Verfügbarkeit die Beschaffung schwierig macht. Aufgrund der hohen Kosten und der geringen Verfügbarkeit liefern die Hersteller lieber komplett montierte Server an die Kunden als stand-alone GPUs. Dies führt zu einer geringeren Verfügbarkeit auf dem freien Markt. Angebot und Preise können so von den Herstellern kontrolliert werden. 

Weitere Nneuigkeiten betreffend GPUs: Nvidia kündigte an, dass seine KI-Chip-Plattform der nächsten Generation, Rubin, im Jahr 2026 auf den Markt kommen wird. Rubin wird GPUs, CPUs und Netzwerkchips integrieren, wobei derzeit wenig Einzelheiten zu den neuen Produkten bekannt sind. Nvidias CEO Jensen Huang stellte diese Entwicklungen auf der Computex-Messe vor und bekräftigte das Vorhaben des Unternehmens, jährlich eine neue Serie von KI-fokussierten Chips herauszubringen. Weitere Informationen zu dieser Ankündigung finden Sie hier. 

In Anerkennung der Bedeutung von GPUs hat die US-Regierung die Zollbefreiung für Grafikkarten, SSDs und Motherboards bis zum 31. Mai 2025 verlängert. Wenn diese Ausnahmeregelung im nächsten Jahr ausläuft, wird der GPU-Markt stark beeinträchtigt, und Hersteller wie Nvidia müssen die Art und Weise, wie sie ihre Produkte vermarkten und vertreiben, anpassen. 

 

 

CPUs

Der Markt für CPUs ist von einer schwachen Nachfrage mit Fokus auf Preiseinsparungen gekennzeichnet 

Die Nachfrage nach CPUs hat sich im Juni verlangsamt, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass Kunden auf die übliche Freigabe von Lagerbeständen durch die Hersteller zum Quartalsende warten. Punktuelle Nachfrage-Hochs gab es bei einigen – unerwartet beliebten – Produkten, wie zum Beispiel KI-PCs, oder den Mainstream-Serien wie den i3, i5 und i7 in der 13th Gen Raptor Lake und der 12th Gen Alder Lake. Die Nachfrage nach KI-PCs wird in den kommenden Monaten wahrscheinlich steigen und möglicherweise den Markt für CPUs verändern. 

Aufgrund dieser Marktbedingungen hat Intel immer noch mit einem Überangebot der Meteor Lake Core Ultra H-Serie zu kämpfen. Der Abbau der Meteor Lake Core Ultra 125H, 155H und 165H Bestände war die größte Herausforderung für das Unternehmen. Diese Situation könnte sich ändern, wenn Tier-1-Kunden auf die Meteor Lake-Serie umsteigen. Die Einführung der neuen Lunar Lake-Serie, die für das letzte Quartal 2024 erwartet wird, könnte die Nachfragelandschaft jedoch noch unübersichtlicher machen, da sich die Preise und die Verfügbarkeit der Meteor Lake Serie dadurch ändern könnten. 

Ein Bereich, in dem es zu Lieferengpässen kommt, sind Chromebooks mit der ATOM-CPU N100 oder N200, die derzeit nur begrenzt verfügbar sind. 

 

Druck aufgrund von Lagerbeständen beeinflusst die Preise auf dem Servermarkt 

Preisbedenken begrenzen die Nachfrage nach der 5th Gen Emerald Rapids Serie– die Nachfrage konzentriert sich hauptsächlich auf den 4th Gen Sapphire Rapids. Das stabile Angebot hat jedoch dazu geführt, dass sich die Kunden stärker auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren, wodurch der Wettbewerb um Aufträge sehr hart wird. Ende 2024 könnte es Sonderpreise für die 6th Gen Granite Rapids geben und so die Nachfrage wieder ankurbeln. Die Nachfrage nach MCC-Produkten wie der Gold 63XX und der Gold 64XX verzeichnen die stabilste Nachfrage. 

AMD verzeichnet weiterhin eine eher verhaltene Akzeptanz der Genoa-Serie, da die Abnehmer die älteren Modelle mit einer bewährten Verfügbarkeit bevorzugen. Die bevorstehende Markteinführung der EPYC Turin-Serie könnte sich jedoch auf die Nachfrage und die Verfügbarkeit älterer Serien auswirken, da Kunden und Händler die Umstellung auf das neue Produkt bewältigen müssen. Die Markteinführung wird wahrscheinlich bis zum Jahresende erfolgen. 

 

 

Integrated Circuits (ICs) 

Logistikanforderungen führen zu Gebühren 

Steigende Logistikkosten zwingen Hersteller und Händler gleichermaßen dazu, die Preise und die Servicegebühren zu erhöhen. Avnet schloss sich kürzlich den Unternehmen an, die diesen Schritt vollzogen, und kündigte an, dass ab Juni 2024 eine Servicegebühr für neue Lieferungen erhoben wird.  

In der Ankündigung wurden die Einhaltung der ESG-Richtlinien und andere logistische Anforderungen als Grund für die Gebühr genannt. Sie kommt zu einer Zeit, in der Kunden über Probleme mit dem Support sowohl bei der Lieferung als auch beim Preis berichtet haben. 

 

Die Lieferzeiten bei Broadcom verlängern sich, da das Unternehmen Gebühren für die schnellere Bearbeitung von Aufträgen erhebt 

Die Lieferzeiten von Broadcom verlängern sich – einige Kunden berichten von bis zu 52 Wochen. Lieferengpässe betreffen die BCM5- und BCM8-Serien; der Hersteller hat die Bestellungen zunehmend nach hinten verschoben.  

Diese Entwicklung ist zum Teil auf Probleme bei der Materialbeschaffung zurückzuführen, die zu einem Anstieg der Bauteilkosten führen könnten. Das Unternehmen hat bereits Expressgebühren für Kunden eingeführt, die eine frühzeitige Lieferung sicherstellen möchten.  

 

Die Prognosen für den IC-Markt sind gemischt, da sich die Lagerbestände zwar normalisieren, aber weiterhin ein Störfaktor bleiben 

In den vergangenen zwei Monaten prägten eine schwankende Nachfrage und unregelmäßige Auftragseingänge die Landschaft der Lieferkette für ICs. Die für die zweite Jahreshälfte prognostizierte verhaltene Erholung tritt langsamer ein als erwartet, da es nur begrenzte Anzeichen für eine Verbesserung der Endkundennachfrage gab. Die Kunden sind nach wie vor sehr preissensibel. 

Trotz der anhaltenden Besorgnis über zu hohe Lagerbestände gibt es positive Anzeichen dafür, dass sie sich bei führenden Gießereien und Speicherherstellern zu normalisieren beginnen. Eine Normalisierung der Lagerbestände würde sich direkt auf die Lieferzeiten und die Preise auswirken, da beide bei einem geringeren Angebot steigen würden. Darüber hinaus ist es angesichts der für 2025 anstehenden Zollerhöhung wahrscheinlich, dass die Hersteller ihre Preise rechtzeitig vor der Zollerhöhung anpassen, da die Kunden wohl noch vor der Zollerhöhung kaufen würden. 

Informierte Quellen berichten, dass diese Entwicklung einen bedeutenden Trend in der IC-Industrie ausgelöst hat, da Hersteller wie Texas Instruments zögern, die Zuteilungspläne für das nächste Jahr zu bestätigen. Dieses Zögern ist wahrscheinlich auf das vorsichtige Vorgehen der Branche zurückzuführen, da die Händler das Ausmaß des Aufschwungs in den kommenden Monaten abwarten.  

Die Kunden beobachten Onsemi, Maxim Integrated und Analog Devices genau, da diese mit Lieferproblemen auf dem Halbleitermarkt konfrontiert sind. Onsemi ist dabei, seine Produktion umzustellen und sich mehr auf Automobilkomponenten zu konzentrieren, was zu Lasten von Industrieteilen geht. Diese Verlagerung in Verbindung mit dem stufenweisen Abbau älterer Anlagen und der Unterschreitung der vollen Produktionskapazität gibt Anlass zur Sorge, insbesondere bei ASICs und Dioden. 

Seit einigen Monaten hat Maxim Integrated mit instabilen Lieferzeiten zu kämpfen, was zu Verzögerungen und Frustration bei Kunden geführt hat, die auf rechtzeitige Lieferungen angewiesen sind. 

Analog Devices hat vor kurzem seine Vertriebsstrategie und Partnerschaften angepasst und unter anderem die Stornierungsfrist auf 45-70 Tage verlängert. Dieser Schritt zielt darauf ab, die Dynamik der Lieferkette zu steuern, könnte aber zu Schwankungen des Auftragsvolumens führen, da die Kunden nach alternativen kostensparenden Optionen suchen.